Es gibt Dinge, die kann man nicht ablehnen. Zum Beispiel die Möglichkeit, einmal mitzufliegen, wenn die Patrouille Suisse zusammen mit der SWISS eine ihrer spektakulären Formationsflüge fliegt. So wie am vergangenen Sonntag. Ein Erlebnisbericht.
Sonntagmorgen, kurz nach acht Uhr im Operation Center 1 am Zürcher Flughafen. SWISS-Flugkapitän Robert Emeri erklärt gerade die spektakuläre Route, die wir heute in einer Bombardier CS100 fliegen werden. Die Route ist Emeri bereits mehrfach im Flugsimulator geflogen. Und in knapp zwei Stunden ist es soweit: Knapp 300 Meter über dem Boden werden wir, begleitet durch die Patrouille Suisse, über die Engadiner Landschaft fliegen.
Mit den Überflügen am Wochenende geht für Emeri, seinen Co-Piloten Andres Müller und Ivo Vogel, der als dritter Pilot die beiden anderen vom Jumpseat aus assistieren wird, eine anspruchsvolle Vorbereitungszeit zu Ende. Seit November haben sich die drei minutiös auf den speziellen Flug vorbereitet. Und das ist auch nötig, denn wenn Emeri später den Sidestick der CS100 zur Seite neigt um die Engadiner Berggipfel zu umkurven, liegen zwischen Flügelspitze und Berg nur wenige Hundert Meter. Da muss jeder Handgriff sitzen.
Punkt 10 Uhr, SWISS-Flug LX7517 ist bereit zum Start. Emeri schiebt die Schubhebel der CS100 nach vorne und wir donnern über die Piste 28. Ich staune zum ersten Mal an diesem Tag: Einen solch atemberaubenden Steigwinkel in einem Passagierflugzeug habe ich noch nie erlebt. In Rekordzeit durchbrechen wir die Nebelschicht und nehmen Kurs auf das Engadin.
Während ich fasziniert aus dem Fenster auf die imposante Bergkulisse schaue, beginnt im Cockpit schon kurz darauf die heisse Phase. Bei rund 400 Stundenkilometern drückt Emeri seinen Sidestick nach links und ich sehe plötzlich nur noch Felswände vor meinem Fenster. Mit welcher Neigung wir hier gerade eine Kurve ziehen, lässt sich nur durch die Kräfte erahnen, mit welchen ich in meinen Sitz gepresst werde. Der Wahnsinn! Und dann taucht es endlich auf, das Gelände der Ski-WM von St. Moritz. Ich bin fasziniert.
Nach dem ersten Überflug drehen wir eine Warteschlaufe und warten auf die sechs Tiger-F5-Kampfflugzeuge der Patrouille Suisse. Wo sind sie? Der Blick aus dem Fenster ist limitiert und zu hören ist auch nichts. Wie aus dem Nichts taucht plötzlich einer dieser rot-weissen Jets auf. Eindrücklich, wenn Flugzeuge so nahe beieinanderfliegen. Es ist, als könnte man einfach schnell rüberwinken. Doch die Militärpiloten sind zu konzentriert für Spässchen, zu anspruchsvoll ist der Flug mit nur wenigen Metern Abstand in der Formation.
Ich werde wieder in den Sitz gedrückt. Weitere Kurven, mal rechts, mal links, wieder um die Berge, über das Skigelände und wieder zurück. Und immer neben meinem Fenster mit dabei ist einer der Jets der Patrouille Suisse. Und ich weiss: Ich habe wohl gerade den eindrücklichsten Flug meines Lebens erlebt.
(Disclosure: Der Flug fand auf Einladung von SWISS statt. Herzlichen Dank!)