Manila wird von vielen Reisenden verschmäht. Zu Unrecht. Zwar erschliesst sich einem die Schönheit der philippinischen Hauptstadt nicht auf den ersten Blick, doch wer sich erst mal auf die Stadt einlässt, wird viel spannendes entdecken. Und merken, dass Filipinos Weihnachten kaum erwarten können.
Während des knapp einstündigen Flugs von Caticlan nach Manila gingen mir einige Gedanken durch den Kopf. Kurz vorher lag mir auf Boracay noch ein Inselparadies zu Füssen und nun sollte mich mit Manila eine Millionenmetropole in Vorweihnachtsstimmung erwarten. Und gleichzeitig warnte mich mein Bekanntenkreis vor Manila: Ein Moloch, ein einziges Verkehrschaos, oder schlicht keine Reise wert. Inzwischen weiss ich: Alles eine Sache der Betrachtungsweise. Die philippinische Hauptstadt hat nämlich mehr zu bieten, als man auf den ersten Blick vermuten würde.
Weihnachtsverrückte Filipinos
Und so viel schon mal vorneweg: Die Filipinos spinnen. Entschuldigung. Aber die Weihnachtszeit wird im einzigen katholischen Land Asiens derart ausgiebig zelebriert, dass dem gemeinen Europäer Hören und Sehen vergeht. Egal, ob Lichterketten, Weihnachtsschmuck oder Weihnachtslaternen: Bereits Ende September hält auf den Philippinen die Weihnachtszeit Einzug und verfolgt einem auf Schritt und Tritt. Egal, ob im Shoppingcenter, im Hotel, auf den Strassen oder gar an Bäumen. Beispiel gefällig? Voila, das Festival of Lights in den Ayala Triangle Gardens in Manila, auf das man beim Spaziergang durch den Stadtteil Makati auch mal so ganz zufällig stossen kann…
Kitschig? Klar, aber das gehört auf den Philippinen ganz einfach dazu und macht die eh schon liebenwerten Filipinos nur einfach noch liebenswerter.
Aber jetzt erst mal ankommen. Das Peninsula Hotel in Manila, in dem ich die zwei Nächte in der philippinischen Hauptstadt verbracht habe, zählt noch zur Garde von Fünfstern-Hotels, bei denen man als Gast immer das Gefühl hat, die Wünsche von den Lippen abgelesen zu bekommen. Ein Hotel, in dem ich mich wieder mal so richtig wohlfühlte. Und das nicht nur wegen dem gut geschulten und äusserst freundlichen Personal (das darf man ja auch mal erwähnen), sondern auch wegen der tollen Atmosphäre, etwa in der wundervollen, riesigen Lobby.
Auf Entdeckungstour in Manila
Nein, Manila ist kein Naturschönheit. Aber es lohnt sich, auf Entdeckungsreise zu gehen und mitzuschwimmen im nie aufhörenden Strom der vielen Menschen, die durch die Stadt wimmeln. Die Bausünden der 80er Jahre mit den massiven Beton-Prunkbauten aus der Marcos-Zeit sind dabei auf ihre ganz eigene Art faszinierend, genauso wie die vielen Stadtbilder Manilas, die als Metro Manila 14 Hauptstadtbezirke, 16 Gemeinden und damit rund 20 Millionen Einwohner umfasst. Von Arm bis Reich, vom aufstrebenden Geschäftsviertel bis hin zur Spanferkel-Hochburg Manilas.
Einige sehenswerte Tipps für euer Sightseeing:
Amerikanischer Soldatenfriedhof in Fort Bonifacio
Man muss nicht Amerikaner sein, um im Manila American Cementery and Memorial ins Staunen zu kommen. Auf über 61 Hektaren finden sich hier Kreuze für insgesamt 17’206 gefallene Soldaten des Zweiten Weltkriegs in der für amerikanische Militärfriedhöfe üblichen Anordnung. Eindrücklich, genau so wie die Tatsache, dass sich im sonst eher dicht gedrängten Manila Platz für eine Grünflache dieser Grösse gibt.
Old Manila in Intramuros
Die kulturelle Nähe der Philippinen an die früheren Kolonialherren aus Spanien lässt sich schlecht verleugnen. Das lässt sich nicht nur daran erkennen, dass der Inselstaat grösstenteils katholisch ist, sondern auch an der Sprache Tagalog, die mit spanischen Ausdrücken gespickt ist. Klar also, dass man sich auch in der historischen Altstadt, in Old Manila, in die spanische Kolonialzeit zurückversetzt fühlt. Aufwändig restaurierte Bauten und Guards in Gewändern sind Zeugen einer anderen Zeit. Ja man hat fast das Gefühl, sich statt in Asien im südlichen Europa zu befinden. Hier befindet sich auch die San-Agustín-Kirche, die älteste Kirche der Philippinen.
Hallo Schweiz – Der Rizal Park
José Rizal ist der Nationalheld der Philippinen. Der Schriftsteller und Freiheitskämpfer gilt als Held der philippinischen Revolution und wurde am 30. Dezember 1898 auf dem heutigen Rizal Platz hingerichtet. Seit rund 100 Jahren steht dort eine grosse Gedenkstätte, die in der jüngeren Geschichte gleich mehrfach eine Rolle spielte. So wurde vor dem Denkmal im Jahr 1946 die philippinische Unabhängigkeitserklärung proklamiert und die 1986 die Beendigung der Marcos Diktatur ausgerufen.
Und: Das Denkmal kommt aus der Schweiz, denn die Rizal-Statue wurde vom Schweizer Richard Kissling erschaffen, der auch das Wilhelm Tell-Denkmal in Altdorf herstellte. Und so stammt auch der Sockel, auf dem die Rizal-Statue in Manila steht, aus der Schweiz: Echter Granit aus dem Gotthard-Massiv. Wenige Meter über dem Bahnhof Wassen, wo damals der Stein abgebaut und die Statue gegossen wurde, wurde im August 2014 übrigens eine Büste Rizals zu Ehren des Kämpfers eingeweiht.
Spanferkel-Hochburg Quezon
Kennst Du Lechon baboy? Spanferkel ist fast so was wie das philippinische Nationalgericht. Und die Calavite Street in Quezon City ist die Hochburg der Lechon-Produzenten. Hier drehen sich Tag für Tag die Spanferkel über Kohlen und werden in überallhin nach Manila geliefert. Ein kleiner Ausflug ins Viertel mit anschliessender Pause bei einem Lechon-Schmaus kann ich nur empfehlen.
Allen Unkenrufen zum Trotz also: Manila ist eine Reise wert. Wohl weniger als Reiseziel an sich, aber sicherlich als Stoppover während einer langen Reise, die einem vielleicht auf weitere Inseln der Philippinen bringt.
(Disclosure: Die Reise fand auf Einladung von tourasia und dem Philippine Department of Tourism statt. Herzlichen Dank!)