Auf der Suche nach lohnenden Abstechern auf meiner Reise entlang der US-amerikanischen Westküste gab das im Auto vor sich hin dudelnde Radio einen entscheidenen Tipp. Auffällig oft waren dort nämlich Songs von Michael Jackson zu hören, so zumindest mein subjektiver Eindruck. Und da ich sowieso in Santa Barbara Halt machte, war es naheliegend, der Neverland Ranch des verstorbenen King of Pop, Michael Jackson, einen Besuch abzustatten.
Das Anwesen liegt etwas ausserhalb von Los Olivos, einem schmucken kleinen Städtchen, rund 50 Kilometer von Santa Barbara entfernt. Mit einem Navigationssystem und der Adresse 5225 Figueroa Mountain Road, Los Olivos, CA 93441 lässt sich der ehemalige Wohnsitz von Michael Jackson leicht finden.
Das Navigationssystem wollte mich zwar etwas in die Irre führen und mich glauben machen, dass Nummer 5225 der Figueroa Montain Road an einem einsamen, nicht sehr luxuriösem Tor liegt. OK, ein Hinweisschild auf ein videoüberwachtes Grundstück, aber es war klar, dass das nicht der Eingang zum elf Quadratkilometer grossen Neverland-Gelände sein kann.
Vielmehr liegt das Eingangstor rund einen Kilometer zurück, ich hatte es bei der Hinfahrt bereits bemerkt, obwohl auf den ersten Blick wenig darauf hindeutet, dass sich dahinter die weltberühmte Neverland Ranch befindet. Denn wer am Eingangsbereich von Neverland grossen Glamour erwartet, wird herb enttäuscht. Die Inschrift „Once upon a Time“ am grossen Tor sowie die Beschriftung „Neverland Ranch“ an einer Mauer wurde bereits vor einigen Jahren entfernt. Das dürfte wohl auch an den Nachbarn liegen, die, so hört man, wenig Interesse daran haben, dass Massen von Fans das ruhige Farmleben dort draussen stören.
Wer also wissen will, ob er am richtigen Ort angekommen ist, muss schon etwas genauer hinsehen. Doch der Blick auf unzähligen Trauer- und Treuebekundungen von Fans an den Mauern und Steine rund um das Eingangstor verrät: Ja, hierher zog sich der King of Pop zumindest bis 2005 jeweils zurück.
Allerdings: Wer hofft, etwas mehr von Neverland zu erhaschen und etwa Ansichten von Neverland erhofft, wie sie immer wieder durch die Presse geistern, wird enttäuscht sein. Mehr als das Tor, das dahinterliegende Pförtnerhäuschen und ein Weg, der hinter einen kleinen Hügel führt, ist nicht zu sehen. Auch der kleine Bahnhof, von welchem die Besucher der Ranch zum Haupthaus gefahren und der von der Presse gern als Eingang zu Neverland bezeichnet wurde, liegt hinter dem Hügel, wie auch die Ansicht auf Google Maps gut zeigt (einfach dem Weg aufs Gelände folgen…).
Bleibt die Frage: Hat es sich trotzdem gelohnt, nur für das Tor einen Abstecher nach Neverland zu machen? Es mag zwar seltsam klingen, erst recht, weil ich mich sicherlich nicht als „Fan“ bezeichnen würde, aber: Ja, es hat sich gelohnt! Es mag zwar ein Eingangsbereich sein, den viele Anwesen auch bieten können und der am Ende wenig spektakulär ist. Und doch war der kurze Aufenthalt dort die Zeit wert. Und wenn es nur für das seltsame Gefühl war, vor dem Tor desjenigen Superstars zu stehen, der einem musikalisch durch die Jugend begleitet hatte und leider viel zu früh verstarb…