In Rovaniemi, der Hauptstadt von Finnisch-Lappland, soll der Weihnachtsmann zuhause sein. Grund genug, hier am bevölkerungsreichsten Ort am nördlichen Polarkreis, nach Santa Claus und seinen Elfen Ausschau zu halten.
Minus 12 Grad. Ich steh dick eingepackt wie das berühmte Michelin-Männchen in der Kälte und halte Ausschau nach einem Rentier-Schlitten. Wo, wenn nicht hier am Flughafen von Rovaniemi, der sich selbstbewusst «Santas Official Home Airport» nennt, soll mich Santa Claus denn sonst abholen. Aber nach 20 Minuten gebe ich auf und steige in den Bus. Santa und seine Elfen sind wohl bereits im Weihnachtsstress. Und so wird aus dem Traum von der Fahrt mit Santas berühmten Schlitten nur eine schlichte, aber dafür wärmende Busfahrt.
Eigentlich, so will es die Sage, soll Santa Claus auf dem Korvatunturi wohnen, einem Berg an der finnisch-russischen Grenze. Der soll wie ein riesiges Ohr aussehen, damit er – logisch – die Wünsche der Kinder in aller Welt hören kann. Doch als Eleanor Roosevelt, die Frau des damaligen US-Präsidenten nach dem Krieg im Jahr 1950 nach Rovaniemi kam, habe man eine Holzhütte errichtet und den Weihnachtsmann aus 200 Kilometer Entfernung für ein Treffen mit der First Lady hergekarrt. Geblieben von damals ist die Hütte. Und Santa Claus, der mit dem Santa Claus Village inzwischen eine veritable Touristenattraktion zu bewirtschaften hat.
Hier dreht sich alles um den Weihnachtsmann. Fleissige Elfen verkaufen Unmengen an Souvenirs und Postkarten (selbstverständlich mit offiziellem Santa Claus Village-Poststempel), führen die grossen und kleinen Besucher herum, verkaufen Souvenirs oder sortieren die neu eingetroffenen Briefe. An einem Spitzentag können das schon mal 32’000 Briefe aus aller Welt sein – auch unfrankiert, schliesslich, so verrät mir eine Elfe, wisse man auf den Postämtern der Welt um die Wichtigkeit von Santa Claus. Beantwortet werden die Briefe übrigens alle. Das sei bei so einem wichtigen Mann wie dem Weihnachtsmann natürlich Ehrensache!
Audienz bei Santa Claus persönlich
Klar, dass ich nun aber den Weihnachtsmann sehen will. Geführt von einer Elfe wage ich mich durch verschlungene Gänge, steige Treppen und gehe vorbei an Bildergalerien und frisch verpackten Geschenken. Ich passiere den «Welt-Drehgeschwindigkeits-Regulator», mit dem Santa Claus die Zeit verlangsamen kann, um die Geschenke rechtzeitig rund um die Welt zu verteilen, und da – plötzlich stehe ich mitten in Santas Wohnzimmer.
Da sitzt er nun also, der gepflegte, ältere Herr aus den Träumen der Kinder mit seinem langen, weissen Bart und den riesigen Schuhen. Der Weihnachtsmann ist wortgewandt, spicht viele Sprachen und freut sich sichtlich über den Besuch des älteren Semesters. Natürlich erzähle ich Santa von den vielen Geschenkwünschen meiner Enkel, schliesslich musste ich das vor meiner Abreise hoch und heilig versprechen. Und Versprechen, das weiss nicht nur Santa Claus, muss man schliesslich einhalten.
Noch nicht genug? Der Santa Park wartet
Nur rund zwei Kilometer weiter befindet sich der Santa Park. Dort, in einer riesigen unterirdischen Kaverne, wird der Traum vom Weihnachtsmann endgültig auf die Spitze getrieben. Aber: Alles ist perfekt durchorganisiert, die Kinder wohl vollends in ihrem Element und selbst als Erwachsener lässt man sich hin und wieder zu einem Schmunzeln verleiten. Etwa beim Besuch der Elfenschule, wo man als Schüler von ziemlich aufgeregten Elfen mit zahlreichen Verrenkungen beigebracht bekommt, was es für ein Leben als Helfer des Weihnachtsmanns halt so braucht. Dass man dafür nachher ein Diplom erhält, ist klar. Oder beim Schritt über den Polarkreis, der einem – natürlich von einer Elfe – theatralisch vorgezeigt wird und man sich plötzlich dabei erwischt, wie man ebenso über den Polarkreis hüpft. Auch dafür gibts, klar, ein Diplom. Etwas irritiert ist man als Erwachsener aber, wenn es nach dem Besuch in der Lebkuchenbackstube von Mrs. Gingerbread wieder zum Besuch ins Büro von Santa geht. Santa Claus? Waren wir nicht eben…?! Ja, hier in Rovaniemi kann es schon mal vorkommen, dass man dem Weihnachtsmann mehrfach begegnet.
Zugegeben: Das alles ist schon etwas sehr kitschig. Während die Kinder das vermeintliche Weihnachtsmannparadies mit leuchtenden Augen betreten und am liebsten wohl nie mehr verlassen möchten, sind die Eltern wohl die einzigen, denen die Kommerzialisierung des Weihnachtsbrauchs irgendwann dann auch ein bisschen auf die Nerven geht. Allerdings – und das mag dann auch die gestressten Eltern freuen – gibts in Finnisch-Lappland noch viel mehr zu entdecken als nur Santa Claus. Doch dazu mehr in einem späteren Beitrag.
Ab Zürich fliegt man übrigens ab 18. Dezember 2016 mit Germania in dreieinhalb Stunden direkt nach Rovaniemi.
(Disclosure: Die Reise fand auf Einladung von Germania Schweiz, Glur Reisen und Visit Finland statt.)