Im tiefen Niemandsland von Schweden bin ich nicht nur mit Schlittenhunden über gefrorene Seen gedonnert, sondern merkte auch, dass von Polarlichtern eine Faszination der besonderen Art ausgeht.
Auf der Suche nach dem Polarlicht fand ich mich vor fast genau fünf Jahren in Schweden wieder, genauer in Abisko, mitten in Schwedisch-Lappland. Dort, mitten im Niemandsland sollte meine erste Begegnung mit der Aurora Borealis, wie das Nord- oder eben Polarlicht genannt wird, also stattfinden. Minus 15 Grad Celsius hatte das Thermometer dort eine Woche zuvor noch angezeigt, mit aktuellen minus 3 Grad wars dann schon fast ziemlich angenehm. Nur der Wind zeigte sich pfeifend von seiner ziemlich fiesen Seite. Dafür weiss ich seither ganz genau, wie das mit dem Windchill-Faktor gemeint ist.
Per Flugzeug ging es erst mal von Zürich via Stockholm nach Kiruna, bevor es mit dem Bus in Richtigung Abisko zur „Touriststation“ weiterging. Klingt erst mal ziemlich touristisch, liegt aber ziemlich im Nirdgendwo und bietet, naja, nichts. Vielmehr gehts spartanisch zu und her. Karge Zimmer in tristen Farben und Heizung auf Sparflamme, so dass man nur ungern wieder unter der Bettdecke hervorkriecht. Etwas Unterhaltung immerhin im Gemeinschafts-Fernsehraum, den man sich mit anderen Reisenden teilt. Apres-Ski oder, äh besser, Apres-Polarlicht? Gibt es nicht. Dafür ein Selbstbedienungsrestaurant mit Rentier- oder Bärenfleisch und – natürlich – Fisch. Es hält einen also wenig in der temporären Bleibe. Aber dafür kommt auch keiner her.
Im Hundeschlitten über den Torneträsk
Am nächsten Morgen wartet ein Novum auf mich. Schon beim Frühstück (ja, karg!) freue ich mich auf meine allererste Hundeschlitten-Fahrt. Und kaum trete ich nach draussen, sind bereits die Huskys zu hören. Offenbar können Sie es kaum abwarten, mich über den zugefrorenen Torneträsk, den mit 330 Quadratkilometer siebtgrössten schwedischen See, zu ziehen.
Ich setze mich also auf den Schlitten, die Hunde bellen und der Musher, der „Lenker“ des Gespanns, gibt dem Leithund das Kommando und los gehts. Und wie! Die Hunde rennen ungestüm los und ich frage mich bei den ersten zwei, drei Kurven, ob wir die überhaupt kriegen. Doch so nach und nach legt sich die Unsicherheit und ich kann die Fahrt einfach nur geniessen: Wow, was für ein Erlebnis! Schon unglaublich, welche Kraft diese Hunde entwickeln und nur eine Richtung kennen: Vorwärts im Karacho!
Und wo ist jetzt das Polarlicht?
Nicht in Stimmung für Polarlichter aber war das Wetter. Schon am Abend der Ankunft versperrte eine kompakte Wolkendecke die Sicht in Richtung Himmel. Und auch am zweiten Abend drohte das Projekt Aurora Borealis wegen Wolken zu scheitern. Also ab nach oben auf den Mount Nuolja, der auch die „Aurora Sky Station“ beherbergt. Hinauf gehts allerdings nur zu Fuss (wovon – zum Glück für mich – nachts aber abgeraten wird), oder per Sessellift. Dafür ist die Sesselliftfahrt bei Dunkelheit auch ein ziemliches Abenteuer. Erst recht, wenn man mitten auf der Fahrt auch noch in einen veritablen Schneesturm gerät. Aber hey: Ein nordisches Adventure mehr!
Oben angekommen dann, endlich, Polarlichter! Ein Wahnsinns-Naturphänomen, das man einfach mal gesehen haben muss! Allerdings: Für mich hielten die Polarlicht-Momente nur für ein paar Minuten, denn so schnell ich dem Schneesturm auf dem Sessellift entschwinden konnte, so schnell stieg dieser nun in die Höhe und verwehrte den längeren Blick auf das wunderschöne Naturschauspiel. Schade, aber damit ist auch klar: Polarlichter, Nordlichter oder eben: Aurora Borealis, das muss ich nochmal sehen!
(Aurora Borealis-Fotos: Alex Zarfati)