Mit Kastelruth, der Hauptgemeinde des Schlerngebietes, verbinden mich viele Kindheitserinnerungen, denn der Ort war während all meiner Ferien als Kind Mittelpunkt des Geschehens. Ob Sommer- oder Winterferien, immer wohnten wir in Kastelruth. Und wie es sich für eine echte Zeitreise gehört, nächtigten wir im Hotel Alpenroyal, einem netten kleinen Hotel mitten in Kastelruth. Notabene dem Hotel, in dem ich meine ersten Ferien im Schlerngebiet verbrachte.
„Wie viele Bällchen hättens denn gern“ ist wohl die Frage, die meine Eltern und mich auch heute noch zum schmunzeln bringt. Gestellt wurde sie jeweils von den netten Glaceverkäufern, die mich als kleinen Bub immer ziemlich ratlos zurück liessen. „Wie viele Bällchen?“ Da war der kleine Junge dann doch ziemlich überfordert und wieder auf die Hilfe der Eltern angewiesen. Immerhin: Heute weiss ich, wo ich den sprachlichen Unterschied zwischen „Kugeln“ und „Bällchen gelernt habe. Zu meinem Erstaunen gibts die Gelateria in Kastelruth noch immer. Und so wusste ich dieses Mal, in fortgeschrittenem Alter, dann auch die perfekte Antwort: „2 Bällchen bitte!“
Überhaupt hat sich im malerischen Dorf Kastelruth wenig geändert – auch wenn aus dem Dörfchen in der Zwischenzeit ein richtiges Dorf wurde. Die Gelateria ist an ihrem alten Platz, die „Sporthütte“, wo ich im Kindesalter einmal drei Pizzas auf einmal gegessen hatte, existiert noch immer und auch die Musikkapelle Kastelruth probt noch immer öffentlich unter freiem Himmel und zieht die Touristen in Massen an. In Massen pilgern offenbar auch die Fans der „Kastelruther Spatzen“ ins Dorf, für die die geschäftstüchtigen „Spatzen“ gleich einen eigenen Souvenirshop aus dem Boden gestampft haben. Da kann sich der geneigte Fan dann mit Artikeln der Volksmusiker eindecken. Vom Tischtuch über den Schuhabtreter bis hin zur Kochschürze. Ein Shop, den ich getrost auslassen konnte, bei dem ich aber trotzdem was gelernt habe: Es gibt offenbar nichts, was man einem Fan nicht andrehen könnte…
Aber etwas gegen die „Kastelruther Spatzen“ zu sagen, ziemt sich nicht im Heimatdorf der erfolgreichen Musiker, denn die Kastelruther sind stolz auf ihren Musikexport und lassen den fragenden Touristen immer wieder wissen, dass die „Spatzen“ trotz ihres Erfolges noch immer im Dorf wohnen und die „einfachen Menschen von nebenan“ geblieben seien. Und so erstaunt es nicht, dass einige der Hotels in ihren Prospekten stolz bemerken, dass die „Spatzen“ zu den „Freunden des Hauses“ gehören – auch wenn ich keinem der Musiker irgendwo begegnet bin (oder zumindest keinen erkannt habe).
Aber zurück zum Dorf: Eindrücklich finde ich, wie wenig sich der autofreie Dorfkern in den letzten rund 25 Jahren verändert hat. Alles ist, als sei die Zeit stehen geblieben, noch am selben Ort zu finden. Nur an den paar neuen Shops, die, wie man an den Preisen eindrücklich sehen kann, ihre Artikel vorwiegend an die gut betuchtere Klientel verkaufen wollen, merkt man, dass sich Kastelruth vermehrt auch an vermögende Gäste richtet. Aber diese Shops kann man getrost ignorieren und bei den alteingesessenen zu mehrheitlich „normalen“ Preisen einkaufen. Und dabei erst noch die Gastfreundschaft der Einheimischen erleben…
Im Rahmen einer Zeitreise wurde ich von Südtirol Marketing an die Orte meiner Ferien als Kind eingeladen. In loser Folge berichte ich hier auf dem Travelblogger über meine Eindrücke, Erinnerungen und Entdeckungen auf meiner Reise.