Was für ein Happening: Anlässlich der Überführung der ersten neuen Boeing 777-300ER der SWISS vergangenen Freitag herrschte am Flughafen Zürich Ausnahmezustand. Ein erster Blick auf das neue Flottenmitglied der SWISS.
Als die Boeing 777-300ER mit der Kennung HB-JNA in Begleitung von zwei F/A-18 der Schweizer Armee kurz nach 9 Uhr im Tiefflug über die Piste 16 des Flughafen Zürich donnert, kommt Hektik auf der Zuschauerterrasse auf. Hunderte von Aviatik-Fans drängeln sich neben 250 geladenen Gästen, Journalisten und Bloggern am Geländer der Terrasse, um den besten Blick auf das neue Flagschiff der SWISS zu erhaschen. Rund 10 Stunden vorher ist der Flieger vom Boeing-Werk in Everett bei Seattle zu seinem Überführungsflug zum neuen Heimatflughafen gestartet und hat nach einem Flug rund ums Matterhorn dann Kurs auf den Flughafen Zürich genommen.
Höher, schneller, weiter
Die Triple Seven ist der erste von insgesamt neun Jets, die bis 2018 die in die Jahre gekommenen A340 der SWISS schrittweise ersetzen sollen. Das erklärt auch, warum der Hype um die 777, die bei anderen Fluggesellschaften seit Jahren in Betrieb ist, hierzulande so gross ist. Ich mein, hey, wir sind uns hierzulande ja nicht gewohnt, immer mal wieder ein paar neue Jets bewundern zu können. In der SWISS-Konfiguration bietet der Boeing-Jet dank(?) 10er-Reihe (3-4-3 Bestuhlung in Economy) 55 Prozent mehr Sitzplätze, also 340 Passagieren Platz. Und die Lobeshymnen an der Veranstaltung für die Triple Seven waren omnipräsent. Rund 25 Prozent weniger Kerosinverbrauch pro Sitzplatz sind gut für die Ökobilanz (und das Portemonnaie der Airline), 1200 Kilometer grössere Reichweite erhöhen den Aktionsradius und 15 km/h Geschwindigkeitszuwachs machen sich zumindest auf dem Papier gut.
Auch der Komfort für die Passagiere soll deutlich besser sein. Grössere Touchscreens, 32 Zoll in First, 16 Zoll in Business und immerhin noch 11 Zoll in Eco sollen für mehr Sehvergnügen sorgen. Der Sitzabstand in Economy sinkt zwar von 81 Zentimeter im A340 auf 79 Zentimeter in der Triple Seven, dank neuerartiger Sitzkonstruktion soll am Ende aber trotzdem mehr Beinfreiheit resultieren. Die kurze Sitzprobe, die ich im Flieger gemacht habe, bestätigt dies. Wie es allerdings nach 10 Stunden Flug aussieht, wenn man ungeduldig auf dem Sitz rumrutscht und bald nicht mehr weiss, welche Sitzposition man als nächstes einnimmt, wird sich noch zeigen müssen.
Quasselstrippen-Alarm: Telefonieren an Bord erlaubt
Was bei vielen Airlines bereits Standard ist, hält nun auch bei der SWISS Einzug. In den Boeing 777 ist nämlich endlich auch Internet mit an Bord. Allerdings relativ teuer: 20 Megabyte gibts für 9 Franken, 50 MB kosten 19 Franken und 120 MB 39 Franken. Heavy User wie ich tun also gut daran, weiterhin aufs Surfen über den Wolken zu verzichten.
Einen Testballon startet SWISS mit Telefonie an Bord. Anders als etwa Lufthansa und Austrian, die ausdrücklich auf die Telefonieren an Bord verzichten, will SWISS bei Markforschungen herausgefunden haben, dass Telefonie samt SMS ein Bedürfnis ist. Während vorerst einem Jahres soll es darum möglich sein, mittels Roaming mit Aero Mobile zu telefonieren oder SMS zu verschicken. Allerdings muss man dafür so richtig tief in die Tasche greifen: Mit einem Swisscom-Abo zum Beispiel bezahlt man beim Roaming mit Aero Mobile derzeit Fr. 5.90 pro Minute für ein abgehendes Gespräch, 3 Franken pro Minute für ein eingehendes Gespräch und pro SMS Fr. 1.50. Das sorgt wohl gleichzeitig dafür, dass die Chancen, neben einem Dauerquassler zu sitzen, relativ klein sind…
Swissness an Bord
Etwas Swissness gibt es dann auch an Bord der Boeing 777. So stammen nicht nur die Küchen aus der Schweiz, es gibt sogar – erstmalig in einem Boeing-Jet überhaupt – eine Nespresso-Maschine an Bord. Falls dann 340 Passagieren gleichzeitig einen Nespresso wollen, dürfte das dann aber wohl einen Moment dauern.
Und wer nun Lust auf einen Flug in der neuen Boeing 777-300ER der SWISS bekommen hat: Bevor sie am 21. Februar 2016 ihren ersten kommerziellen Langstreckenflug von Zürich nach New York unter die Flügel nimmt, absolviert sie in den nächsten Tagen mehrere Flüge im Europanetz der SWISS.
CSeries von Bombardier folgt
2016 wird für die SWISS zum Einflottungsfestival. Als ob die Airline mit der Einflottung der ersten Triple Sevens nicht schon genug zu tun hätte, folgen dieses Jahr auch noch die ersten neuen Kurz- und Mittelstreckenflieger von Bombardier vom Typ CS100 und CS300, mit denen die Avro RJ-100 („Jumbolino“) sowie die Airbus A319 ersetzt werden sollen. Einen ersten Blick auf die Bombardier CS100 konnte ich bereits im vergangenen Jahr in Zürich werfen.
Neue Business- und First Class-Lounge im Dock E
Bei der SWISS nahm man den 777-Event auch gleich zum Anlass, die neuen Lounges mit insgesamt über 3’300 Quadratmeter im Dock E in Betrieb zu nehmen. Arbeitsplätze, Ruhezonen und die typischen anderen Lounge-Annehmlichkeiten gibts es hier, in der First sogar eine Whisky-Bar mit 120 verschiedenen Sorten sowie ein 5 Sterne-Restaurant und eine Terrasse, wo sogar Fondue serviert wird. Blöd nur, dass ich es regulär wohl kaum mehr in die First Class-Lounge schaffen werde. So ein Fondue mit Blick auf die Betriebsamkeit am Flughafen wär natürlich schon was…
(Disclosure: Der Besuch der Veranstaltung erfolgte auf Einladung der SWISS. Besten Dank dafür.)